Berichte von 10/2016

Dienstag, 18.10.2016

Auf und Ab (aller Arten)

Hallo ihr Lieben! 🙂

Es tut mir leid, dass ich mich so lange nichtmehr gemeldet habe und auch die versprochenen Berichte noch nicht beendet habe. In letzter Zeit ist sehr sehr viel passiert aber ich werde Alles noch nachholen. Als ich mich jetzt gerade darum kümmern wollte, ist mir aufgefallen, dass ich auch das Buch, in welchem ich einiges schonmal vrgeschrieben habe, auf der Insel vergessen habe. Und das kam so...

Am Montag letzter Woche, bei der Wochenstart-Versammlung, habe ich erfahren, dass nur Montag bis Mittwoch Unterricht stattfinden würde, da die Lehrer alle zusammen am Mittwoch nach La Paz zum Fußballspielen aufbrechen würden. 😀 Das mit dem Unterrichten scheint nicht aud der Isla nicht all zu viel Priorität zu haben -auch interessant. Da dies auch Katis Lehrer betraf beschlossen auch wir uns wieder ein bisschen ins Leben zu begeben. Nach der Woche in La Paz mit der Brillen-Kampagne waren wir zwar froh gewesen wieder auf unser ruhiges Inselchen zu können und dem bolivianischen Verkehr zu entfliehen, allerdings kamen allgemeine Zweifel auf und wir erlitten den ersten "Insel Kollaps" -Danke Papa für die Formulierung... Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass das nach über einem Monat Inselleben und der dazugehörigen Totalumstellung dazugehört und kein Weltuntergang ist. Aber für den Moment kam, gefühlt auf einmal, viel zu viel zusammen! Es kam das Gefühl auf, dass ...das Projekt in der Schule nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt hatte, weder so wie ich es erlebe, noch wie Kati von ihren Stunden erzählt; ... wir in unserem Mentor zwar einen guten Koch und, wenn auch viel abwesenden, Gastvater haben, wir aber mit ihm über Vieles, das uns beschäftigt nicht richtig reden können; ... die Menschen auf der Insel uns nicht so ganz wollen und brauchen wollen, sondern viel lieber als unsere Hilfe unser Geld hätten; ... etc. 😕 Über die Abfahrtszeit des Bootes am Mittwoch hatte uns keiner informiert, wir allerdings auch nie speziell nachgefragt. Also erfuhr in in einer sehr rätzelhaften Unterrichtsstunde Mittwoch Mittag von meiner Lehrerin, dass es 30 Minuten später fahren würde. Ich sagte ihr, dass ich noch nicht gepackt hatte und durfte gehen um dies zu erledigen. Leicht hektisch schmiss ich alles, das vllt praktisch sein könnte, auf mein Bett und versuchte Kati zu erreichen um ihr von meiner neuen Erkenntnis zu erzähen. Bei den Dingen, die ich einpackte handelte es sich so gut wie nur um Das, was ich irgendwo um mich rum sehen konnte. Drüber, dass ich hier Internet haben würde habe ich sogar nachgedacht und den Laptop eingepackt, nur das Buch eben leider nicht. Das bereitstehende Mittagessen noch eben in zwei Dosen gepackt, die in der Sonne trocknende Wäsche ins Zimmer gelegt und was brauchbar war in den Rucksack gestopft, alles aufgeladen und losgerannt, da am Steg schon ein Bötchen lag und die Lehrer hineilten.

In einem mini mini Bötchen in dem tatsächlich nur drei Lehrer mit Familie (eine Frau, vier Kinder), wir mit Gepäck und der Fahrer grade so platzfanden, verließen wir also die Insel wieder. Wir waren nichtmal eine Woche dort gewesen. Auf dem Wasser waren unsere Hüte und Sonnenbrillen aber auch Creme, Handykamera und Fotos, sowie alle Berichte und Alles von zuhause Topthema. Erst nur bei den Kleinen, dann bei Allen. 😎

Meine Sonnenbrille hat auch auf jeden Fall die richtige Größe für dieses Mädchen. Mindestens fand sie das und hätte sie am Liebsten durchgehend aufbehalten. :D

Während wir so im Auf und Ab der Wellen vor uns hin schaukelten fiel mir auf, dass wir nicht Copacabana ansteuerten. Auf meine Nachfrage hin eröffnete die eine Lehrerin, dass auch nicht Caopacabana unser Ziel wäre, sondern ein kleines Dorf, welches viel näher an der Insel liegt. Okay, immerhin waren wir ja nicht alleine unterwegs. Dort angekommen wanderten wir hoch an die Straße und ein Lehrerpaar fuhr ein Auto raus. Alle stürzten rein und schwupps standen nurnoch wir zwei davor. Mit der Ankündigung, dass ja noch mehr Lehrer und noch Taxis kommen würden fuhren sie davon und ließen uns in einer Staubwolke alleine. Also doch alleine, dem Aussehen nach die perfekten Turis. Aaaaber es würden ja noch Lehrer kommen, die sich um uns kümmern... Jedoch stürzten auch die tatsächlich kommenden Lehrer alle in ein Taxikleinbuss und wunder oh wunder blieben wieder nur wir übrig, da wir nicht für möglich hielten, dass man uns stehen lassen würde, wo wir nichteinmal wussten wo genau wir eigentlich waren. 😮 Diesmal bezog sich das Versprechen nurnoch auf weitere Taxis... Nun also ganz alleine. Es reichte! Wir hatten ein Großteil uneres Mittagessens in den Wartepausen verputzt und unsere Laune ging rapide bergab als alles andere. Als das nächste Taxi anhielt und wieder mehr Leute als Plätze einsteigen wollten ergriff uns das gleiche Gefühl, das vorher wohl auch die Lehrer hatten: wir stürzten uns auf dieses Taxi und da die Sitze schon belegt waren quetschten wir uns mit unserem Gepäck zu dem Gepäck der Anderen in den Kofferraum. In der letzten Woche hatten wir das "Autokamasutra" erfunden und nun machten wir damit weiter:

Im Kofferraum: 2 Reiserucksäcke, eine große Gaskatusche, ein vollgestopftes bolivianisches Tragetuch und irgendwo dazwischen zwei Voluntarias.

Auf und Ab über Stock, Stein und Berge, im nicht auf die bequemste Art gepolsterten Kofferraum, auf einer Straße, die es in Deutschland vielleicht zum Feldweg geschafft hätte, nach Copacabana. 🤐 Wähend wir so durchgeschüttelt wurden fiel mir ein, dass ich meinen Sicherheitsgurt in meinem Schränkchen vergessen hatte. Da war er wohl absolut sicher, auch vor mir. Mist! Da ich ihn dringend brauchen würde beschloss ich also bald möglichst noch einmal zurück zu fahren.

Am selben Tag fuhren von Copacabana leider keine öffentlichen Boote mehr zur Insel. Aber natürlich wollte mich jeder privat rüberbringen... zum entsprechenden Preis. Zurück zu Kati und mit einem Stück Motivations-Torte in das billigste Hostel, in dem sie schon zusammen mit meinem Gepäck eingezogen war, während ich meine Kreise am Strand gedreht hatte. Also bin ich am nächsten morgen mit einem der öffentlichen Turiboote zur Insel gefahren. Also mir das Ticket verkauft wurde hatte man mir versichert, dass ich in Challa abgesetzt werden würde. Pustekuchen. An Board hieß Challa, wo ich hinwollte dann nurnoch Challa-Pampa, wo ich nicht hinwollte und von wo aus ich noch 30-40 min zu laufen hätte. Dazu ist mir dann noch aufgefallen, dass ich den Zimmerschlüssel in meinem Backpacker und damit bei Kati gelassen hatte. Yeeey! Konnte man dann auch nichtsmehr dran ändern und so schipperte ich weiter. Als wir dann fast auf der Höhe von Challa angekommen waren hab ich den Fahrer gaaanz lieb und fragend angeschaut und richtung Challa gezeigt. Tatsächlich hat er gegrinst und genickt und ist langsamer geworden. Dann hat er mich mitten im Nichts aussteigen lassen, Alle haben seltsam geschaut und mir wurde ein guter Weg gewünscht. Bin einfach ausgestiegen und gegangen...

Mein

Schlossbefestigung aufgebogen, Sachen gepackt, geduscht, sogar ein Mittagessen bekommen und weiter ging die Reise. Zum Glück ist grade ein Boot von Challa nach Challa-Pampa gefahren und hat mich mitgenommen. Also hatte ich Zeit mir einen Saft zu kaufen und gemütlich wieder an Board zu gehen. Auf nach Copacabana, das zeweite Mal in zwei Tagen... Allerdings noch mit einer Stunde Pause in Yumani, dem Süden der Insel, ohne wirkliche Erklärung. Angekommen, obwohl zwischendurch eine halbe Stunde der Mortor gestreigt hat und wir und von den Wellen im Kreis haben drehen lassen. 😬 Beinahe pausenlos dann mit dem Bus weiter nach La Paz und um Mitternacht dort endlich angekommen. Ab ins nächste Hostel und ins Bett!

Nebenbei besteht auch La Paz nur aus Auf und Ab. Die 2-Millionen-Stadt liegt nämlich in einem Kessel und jede Straße, egal in welche Richtung man schaut, zieht sich rauf oder runter. (Hier wohnt dann übrigens 1/5 aller 10 Millionen Bolivianer :o )

Hier ging es dann, weit weg von allen Wellen, mit dem emotionalen Auf und Ab weiter. Wir haben beide viel mit unseren Familien gesprochen und Vieles von zuhause erfahen. Nach ein paar Tagen waren wir soweit, dass wir nurnoch mit unserem Chef sprechen wolten. Es ist leider beinahe unmöglich sich hierher zu versetzen und in unsere Situation reinzudenken. Allerdings haben wir hier außer dem aller obersten Chef keine Bezugsperson, der man mal auf deutsch schidern kann, was los ist. Unser Versuch eines Skype.Gespräches war leider zur Abwechslung eine Katastrophe und neben akustischem Nicht-Verstehen kamen Missverstänisse auf. Alos haben wir einen Termin mit dem Telefon unseres überregionalen Mentors hier in seinem Büro ausgemacht. Dieses Telefonat hat unsere alte Motivation wiederbelebt und uns einiges erklären können. Zum Beispiel können unsere Schüler nahezu kein Englisch, weil sie in den letzten beiden Jahren nahezu keinen konstanten Unterricht hatten. D. h., dass nicht seit neun Jahren die Voluntarions erfolglos vor den Klassen stehen, sondern die Klassen viel Zeit hatten ales, was sie mal konnten, zu vergessen. 😇 Bereit sozusagen einen Neustart auf der Insel zu machen und mit den neuen Informationen neu an unser Projekt ran zu gehen werden wir morgen wieder aus La Paz abreisen.

Anfang November werden wir dazu noch Besuch bekommen. Vom Chef unserer bolivianischen Partnerorganisation, zusammen mit dem Mentor aus Sucre und dem Brillenteam, dass wir ja nun schon kennen. Außerdem ein Filmteam von SternTV, die über die Brillenkampagne auf der Insel drehen werden. Im Dezember sind wir also voraussichtlich im deutschen Fernsehen zu sehen... 😛 Sobald ich mehr weiß lasse ich es euch auch wissen. Ein direkter Vorteil an diesem Besuch ist aber auch, dass wir eine Woche vor Ort unsere Situation zeigen können und evtl auch ein paar tage in die Schule begleitet werden. 🙂 Jetzt geht es also erstmal eine Weile wieder bergauf. Und zwar mehr als nur lokal gesehen wieder hoch an den See und rauf auf die Insel...

 

Besos de Salome 😘

P.S.: Der aktuelle Stand meines Paketes ist übrigens recht gut aber ungeklärt. Komische Mischung. Da es schwerer als 2Kg ist zählt es als Import. Unser hiesige Mentor hat nun den Schein beantragt, der ihm erlaubt zu importieren. Geplant war auch, dass ich es heute, also nach ca 2 Wochen, dann auch endlich bekommen kann. Allerdings musste er gestern noch wegen eines Notfalls weg und kommt erst heute Nacht wieder. 😕 Vllt und wenn ich ganz lieb frage kann unser Novemberbesuch es mir ja mitbringen...

Mein Fazit: Post kommt zwar recht unproblematisch an, aber nicht automatisch bei mir. Wer mir etwas schicken möchte wendet sich also bitte an mich direkt. Ich gebe dann Adresse und Informationen. Aber über 2Kg ist wohl keine gute Idee, auch wenn einem die deutsch Postfiliale davon nichts sagen.