Freitag, 02.12.2016

Mein Traum wird endlich wahr!

¡Hola juntos!😉

Endlich kann ich euch von meiner neuen Einsatzstelle ein wenig berichten. Jetzt kommen zwar keine Neuigkeiten mehr von der Insel, auch wenn der Blog weiterhin so heißen wird, dafür bekommt ihr -wie ich, nun einen Einblick in das Leben, das sich wie mein Traum dieses Jahres anfühlt.

Blick von unserem Balkonflur auf die Kirche in Alcalá

Von meinen neuen Mitfreiwilligen Julia, Wenzel und Frederik wurde ich sofort herzlich aufgenommen und im „A-Team“ wilkommengeheißen, genau so von meiner neuen Gastfamilie. Ich wohne mit Julia zusammen in einem Zimmer, das den liebevollen Namen „Zelle 4“ erhalten hat. 😎 Wieso? Genau das habe ich mich solange gefragt, bis ich den ersten Blick hinein geworfen habe: Wir haben sozusagen einen kurzen Gang (einmal mit den Händen an beide Seitenwände fassen klappt sogar), der zu einem Hochbett führt. Das Zimmer ist wirklich keinen Zentimeter größer als ihr euch jetzt vorstellt, aber wir haben uns trotzdem ganz gut eingerichtet. -Da wir beide viel zu viele Sachen dabeihaben fehlt es ein wenig an Fläche aber das soll noch geändert werden… Die Jungs bewohnen ein Dreierzimmer, in dem zurzeit auch Dennis wohnt. Dennis ist Selbstzahler und verlässt uns Mitte Dezember auch wieder. Meine Gastfamilie hier besteht aus dem Mentor (dem Don), seiner Frau und der ältesten Tochter mit Tochter. Als Aufenthaltsraum und zum sonntäglichen Selbstversorgen dient uns eine externe Küche, die nur ein paar hundert Meter weit weg auf dem Grundstück des Kindergartens liegt. Den Nachbarraum der Cocina ist zweimal wöchentlich der „Salón de Juegos“, also der Spielesaal, der von den Kindern super frequentiert und geliebt wird. Sie stehen bis zu eine Stunde vor der eigentlichen Zeit da und bitten darum, dass wir ihnen aufmachen.

Auf dem Weg nach Sopachuy trampend. Von hinten: Dennis, Julia, Wenzel, Freddi und ich.

Allgemein haben die Kinder sehr viel Liebe für Freiwillige. Schon auf dem ersten Weg zur Schule kamen sie von allen Seiten zu uns gerannt und umarmten uns stürmisch, schnappten sich unsere Hände und fragten alle wie ich heiße und wie lange ich bleibe. Total süß! Erstmal wurde der Reihe nach geprüft, ob ich die Chica von einem der Jungs sei und dann sollte ich in jeden Kurs mitkommen. Der Don hatte mir Montag und Dienstag die erste Klasse zugeteilt. Dieses Halbjahr waren alle, also auch ich die zwei Wochen, in der Grundschule und in je einer Außenschule (Campo, bedeutet Feld), sowie Julia und ich Donnerstag und Freitag in der Vorschule (Inicial). Jeden Morgen wird einem der eigene Name freudig entgegengerufen und es stürmt eine Kleingruppe Kinder auf einen zu. „Salome“ wird ein bisschen umbetont aber funktioniert wirklich gut. Aus „Wenzel“ ist einfach „Benjo“, also Benjamin geworden, „Frederik“ wird „Federico“ oder Kurz „Feder“ und „Julia“ und „Dennis“ funktionieren ebenfalls selbst. Allerdings werden die Namen auch gerne anders verteilt. Ich war schon Dennis und Benjo, vermutlich wegen der Größe, aber auch Julia, da sie bisher das einzige Mädchen war. 😀

Mit der ersten Klasse habe ich versucht das englische Begrüßungslied aus meiner Grundschulzeit zu singen, da ich direkt im Umarmungskreis -bei dem ich Angst um meinen Rock haben musste, da so viele kleine Hände von unten gezogen haben… gefragt wurde, ob ich singen kann. Es hat dann so más o menos geklappt aber ich habe in der Pause die Melodie noch ein paar Mal gehört. 😇 Am tag drauf mussten die Erstis im Schulgarten mitarbeiten. Spinat für die Mittagssuppe pflücken und auf dem Hügel hinter der Schule Bäumchen gießen und Unkraut im Gewächshaus jäten. Zu meinem Entsetzen waren sie sich alle einig, dass der Frosch, den sie zu seinem Unglück entdeckt hatten, ein böses Tier ist, das Blut trinkt. Freddi (der mit Dennis dem Garenarbeitsleher hilft) und ich waren dann auch ein bisschen macht- und hilflos und so hatten sie ihn bald mit geworfenen Steinen und Stockangriffen getötet. Da das Schuljahr hier mit dem Kalenderjahr geht wurden die meiste Zeit jedoch die Abschlussarbeiten geschrieben oder der Weihnachtstanz geübt.

Mittwochs war ich jetzt zwei Mal Freddi zu seiner Außenschule begleiten. Garzas Chica. Die Schule besteht aus einem Raum, einer Lehrerin und hatte dieses Schuljahr 11 Schüler im Alter von 5 bis 11 Jahren. Alle werden gemeinsam unterrichtet und auf vier verteilten Tafeln wird der Stoff altersgemäß angepasst. Wir haben Tiere an die Tafel gemalt, mit spanischem und englischem Namen, sowie der Aussprache und die Kinder haben total begeistert abgemalt und -geschrieben. Da auf dem Campo Vitaminmangel herrscht haben wir für alle Äpfel dabeigehabt und verteilt. Sowasfinde ich eine tolle Sache, die auch direkt was bewirkt! Diese beiden Tage haben mir fast am besten gefallen, da sogar der Schulweg unglaublich beeindruckend ist. Fast 10Km über offroad-Strecke, Berge und Felsen und durch ein Flussbett, dem noch das Wasser fehlt...

Die Schule singt die Nationalhymne.

Im Inicial war ich erst einen Tag richtig, da einmal Ausstellung der Jahreserfolge in der ganzen Schule war, letzten Freitag war dann Weihnachtsfeier und danach waren die Kleinsten schon in die Ferien entlassen.

Inicialkinder auf dem Schulspielplatz. Unter meiner Aufsicht :P

Am Wochenende haben wir die Freiwilligen-WG in Sopachuy besucht. Dort war Entrade, ein großes Fest zu Ehren der Dorfheiligen. Jedes Dorf und jede Stat haben eine eigene Schutzjungfrau und an ihrem großen Tag wird ein Tanzumzug gemacht und viel gefeiert. Bei besagtem Umzug haben alle vier freiwilligen mitgetanzt. Dorffeste beinhalten hier stets viel Alkohol und allen voran eine Menge „Chicha“. Ein Gebräu, dass von Mal zu Mal anders schmeckt, irgendwie aus Mais gemacht ist und gaaaaaanz entfernt vielleicht mit Apfelwein vergleichbar ist. (Am 04. Dezember hat die Doña, die für uns kocht, uns dazu eingeladen dabei teilzuhaben, wie sie Chicha macht. Alcalás Entrada ist nämlich nächste Woche.)

Mit Peter und Ann-Sophie (Sopachuy) in Tanzoutfitt für die Diablada.

Seit gestern haben wir nun alle Ferien. Zwei ganze Monate schulfrei. Dieses Wochenende versuchen wir uns daran einen Koloss von Berg in unserer Nähe zu bezwingen. Es wird auf jeden Fall ein Kraftakt aber der Don sagte uns, dass es an einem Tag schaffbar sei. Nur ist hier eben gerade Sommeranfang auf 2000m Höhe und alle warten auf die einsetzende Regenzeit. Wie gesagt ist nächste Woche bei uns die Entrada. Bei sehr, ich nenne es mal offen gestalteten, Proben lernen wir gerade die zwei traditionellen Tänze, die die Lehrer der Grundschule tanzen werden. Bisher hat es zweimal so ganz gut geklappt beim einfach hinterhertanzen und abschauen, leicht spontan und individuell, aber drei Proben sind ja sogar noch vor der Aufführung. Noch besser al Julia und ich unter den tanzenden Frauen haben es die Jungs abbekommen. 😛 Bisher tanzen genau drei Männer, drei deutsche Freiwillige. Danach werden wir verreisen. Als erstes nach Santa Cruz. Ein wenig weiter in den Süden Boliviens, Nationalpark und Inkakulturstätte anschauen. Ich freue mich schon total, auch wenn es sich hier gerade weder nach erarbeiteten Ferien noch nach Adventszeit oder Winter anfühlt.

Insgesamt geht es mir jetzt also richtig gut und ich habe endlich das Gefühl gewollt und teilweise sogar gebraucht zu werden. Mit dem zweiten Halbjahr, beginnend im Februar, kommt dann auch Arbeit am Colegio, also bei den älteren Schülern auf mich zu. Neben geliebt werden und die Kinder durch Spiele (auch Klatschspiele sind total beliebt. Pi-Ka-Chu mit Schere-Stein-Papier ist der Renner) und sich mit ihnen unterhalten oder sie hochheben glücklichmachen, Suppeverteilen und im Garten helfen kommt also jetzt dann auch Englischunterricht dazu. Es geht also in jeglicher Hinsicht bergauf. 😳 Heute kümmere ich mich dann auch endgültig um die ganze Geschichte mit meinem Handy, damit ich dann wirklich erreichbar bin, und durch die Nähe zu Sucre kann ich über eine neue Adresse, die ich euch auf Nachfrage auch gerne verrate, sogar rellativ einfach Post bekommen und verschicken.

Auf dem Schulhof... Freddi während er gerade Pikachu verliert :)

Die Zeit auf der Insel hat mich sehr viel lernen lassen, unter Anderem auch über mich. Im Nachhinein bezeichne ich sie als auf jeden Fall gute Erfahrung und wichtigen Abschnitt. Noch viel froher dort gesesen sein zu können bin ich allerdings darüber nun angekommen zu sein!

Viele warme Adventsgrüße

Eure Salome 😘