Sonntag, 11.09.2016

Erste Eindrücke der ersten Woche

Wie ist es auf der Insel???

 

Wohnsituation

Das Hostel hier hat 6 Zimmer, eins davon ist unser Reich. 😎 Wir haben ein riesiges Fenster mit Blick direkt auf Steg, Sandstrand und See… Zwei Betten und zwei Schubladenelemente (erst war es eins; aber Frauen haben ja im Allgemeinen mehr Kram; schwupps waren es zwei -ich kanns super gebrauchen) und ein Regal. Die Wände haben wir schon recht gut in Angriff genommen. Mittlerweile hängen neben Fotos und Kalender auch Stundenpläne, Einkaufs- und Vokabellisten und vieles mehr. Des Weiteren hat unser Zimmer ein eigenes Bad mit Dusche -theoretisch auch angenehm warm, wenn man das System verstanden hat.

Der Blick aus dem Fenster. zum Beispiel auf badende Kühe

Erster Schultag

Montag wurden wir direkt in der Schule vorgestellt. Wir waren schon recht interessant, nur viel wichtiger war das wöchentliche „Montag-Morgen-Ritual“. Singen, tanzen, Redenschwingen, auch die neuen Freiwilligen hat mal eben das Mikrofon in die Hand gedrückt bekommen und durften/ mussten sich vorstellen. Kurz darauf habe ich erfahren, dass die Lehrerin, deren Unterricht ich begleiten soll, diese Woche aber noch nicht da ist. Ich unterrichte in der „Secundaria“ (entspricht unseren Klassen 6 bis 12) und genau dorthin wurde ich gebracht. Keine Lehrerin… also nur ein paar verwirrter Schüler -cool, sie hatten eine Freistunde erwartet, und ich. Nach etwas betretenem Schweigen und ein paar gescheiterten Versuchen meinerseits ein Gespräch zu starten kam unser Mentor zurück und „rettete“ mich. Selten so doof gefühlt!

 

Unterricht

Bisher habe ich also, anders als Kati, noch nicht wirklich Unterricht gehabt. Kati ist in der „Primaria“ (entspricht unseren Klassen 1 bis 6) und, anders als meine wohl sehr nette Lehrerin, spricht keiner der Primaria-Englisch-Unterrichtenden selbst Englisch. 😀 Also hat sie jetzt schon eine Woche lang den Unterricht alleine geschmissen und mich hat unser Mentor begleitet. Wobei eher ich ihn, da er sich super mit den Alumnos (Schülern) unterhalten kann und ihnen erzählt hat, wer ich bin, was ich mache und dass sie keine Angst vor mir zu haben brauchen…

 

Sprache

Zuhause sprechen hier alle Aymara und lernen dann Spanisch; ich habe mir sagen lassen, dass es auch Familien gibt, die eine Mischung aus beidem sprechen. In der Schule soll wohl eigentlich Spanisch gesprochen werden, jedoch können sich alle besser auf Aymara ausdrücken und da die Lehrer es auch verstehen weiß ich nicht, wie es im „Normalfall“ einer Unterrichtsstunde abläuft. Wir haben schon recht oft festgestellt, dass das Spanisch, das wir aus der Schule kennen und das Spanisch, das hier gesprochen wird an unterschiedlichen Enden der Welt spielt: es sind teilweise einfach andere Worte als wir kennen. Da denkste du kannst was (wenigstens ab und an) und dann sowas… Mist. In der Schule stellen wir und nurnoch die Frage, ob wir die Vokabeln oder die Sprache gerade nicht verstehen.

 

Aymara

So heißen das indigene Volk, die Kultur und die Sprache der Insel. (generell in El Alto → dem bolivianischen Andenhochland verbreitet) Was ich bisher weiß und sehr interressant finde sind zwei Fakten: Erstens liegt die Vergangenheit vor einem, man kennt sie ja schon und kann sie sehen, und die Zukunft, da ungewiss, im eigenen Rücken. Möchte man hier also durch Handzeichen eine Zeit anzeigen, so zeigt man für die Zukunft hinter sich und für die Vergangenheit nach vorne. Zweitens ist es absolut keine gute Idee hier einfach ungefragt Leute zu fotografieren! Der Hintergrund hierzu ist, dass die Aymara glauben, wer ein Foto oder Video von ihnen besitzt besitzt einen Teil ihrer Seele. 😮 Deshalb haben sie auch eigentlich keinen Fernseher…

 

Das Wetter

Der beste Vergleich, den ich bisher gefunden habe ist das Wetter, wie man es im Skiurlaub manchmal erlebt. Durch die Höhe gibt es nämlich einen stärkeren Temperaturwechsel zwischen Nacht und Tag als zwischen Winter und Sommer. Ich habe schon mit Birkenstock, Langarmshirt und Schal am Strand gesessen. 😉 Absolut wichtig sind Sonnencreme, Hut, Sonnenbrille und Schal… In der Sonne bekommt man beinahe sofort einen dicken Sonnenbrand, während man im Schatten nahezu erfriert. Hinzu kommt außerdem ein fieser, kalter, meist sehr starker Wind.

 

Die perfekte Überdachung bei den Umständen.

 

„Der Insel-Infekt“

Laut unsres Mentors waren wir absolut keine Ausnahme, als wir ihm am zweiten Tag verkündeten wir wären krank. Durch die Wetterumstände und die Tatsache, das der See einen leichten Salzgehalt hat, bedingt würde jeder Neuankömmling die ersten 3-4 Tage krank sein. Die nahe Sonne – manchmal glaube ich man könne sie fast umarmen, sorgt dafür, dass das See-Salz verdunstet und der Wind bläst es an Land. Neben Nase und Lippen trocknet hier wirklich alle Haut aus. Allerdings haben wir beschlossen seit gestern wieder genesen zu sein 😳. Die angegebene Zeit war ja schließlich auch vorbei…

 

„Einsamkeit“

Die vielfach angekündigte Einsamkeit der Insel ist uns bisher noch nicht richtig begegnet. 🙂 Wenn wir nach dem, übrigens sehr leckeren, Essen noch ein wenig auf der Terrasse über dem Strand sitzen bleiben erleben wir eher einen gegenteiligen Zustand. Alle vorbeiwandernden Einheimischen und Touristen grüßen freundlich. Noch viel unterhaltsamer allerdings sind die tierischen Passanten… 😀 Da kommen mal eine Horde Schafe mit Lämmern, oder auch zwei drei, vorbeigerannt, dann folgen Lamas, badengehende Kühe, Esel oder eine Familie Schweinchen mitsamt der Ferkel. Allerdings haben letztere es meistens nicht sehr leicht, da sie von sämtlichen Hunden attaktiert und umzingelt werden. Mittlerweile glauben wir, dass die Hunde nicht perse etwas gegen genau diese Schweine haben, sondern dass sie wohl eher so dressiert wurden, dass die Schweine keine Chance haben auf das Gelände zu kommen. Neben zwei Hunden lebt hier mit und noch eine Katze. Da sie mit zu kurzen Vorderbeinen auf die Welt kam erinnert sie und irgendwie an einen Hasen, ein Känguru und ein Erdmännchen gleichzeitig.

Eine superschöne und unüberlegte Aktion :) Erstmal auf den kaputten Steg kletten und dann denken... hat funktioniert!

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen ersten Eindruck von meinem neuen Leben und den Umständen hier geben…

 

Saludos de la Isla y Hasta Pronto (Bis Bald)

Eure Salome 😘